Morgens 7 Uhr. Während sich mein Körper und mein Geist noch zwischen Traum und Wirklichkeit befinden und erst langsam in Schwung kommen, dröhnt von draußen schon das Rattern des Presslufthammers herein. Oder der Rasenmäher vom Innenhof. Oder das Anspringen eines Motorradmotors. All die Wunder des technischen Fortschrittes lärmen meinen Gehörgang zu, noch ehe ich wirklich wach geworden bin.
Willkommen in der Großstadt. In der es den ganzen Tag lang eine riesige Geräuschkulisse gibt, der man kaum entfliehen kann. Wenn wir nicht bewusst darauf achten, merken wir es nicht so deutlich, aber eines ist sicher: Lärm ist ein Stressor und der macht sich sehr wohl im Körper und damit auch in der Psyche bemerkbar.
Umso wichtiger ist es, sich immer wieder Auszeiten zu schaffen, in denen Möglichkeiten für Ruhe und Entspannung im Mittelpunkt stehen. Die Natur kann uns da sehr gezielt eine wertvolle Kraftquelle sein. Neben den bekannten Möglichkeiten wie Spazieren oder Sport machen im Freien, ist im Folgenden eine Übung zum persönlichen „Kraftort“ beschrieben, der dann immer wieder aufgesucht werden kann:
Die Idee dieser Übung ist es, einen Ort der eigenen Kraft und Energie zu finden. Dieser Ort kann sogar behilflich dabei sein, innere Kräfte zu finden und diese jederzeit aktivieren zu können. Die Natur ist generell voll von Orten, die kraftvoll und berührend sein können. Um den ganz persönlichen Ort zu finden, der Stärke und Lebendigkeit aktiviert, kann es hilfreich sein, sich ein paar Fragen zu stellen:
Gibt es ein Element der Natur, das ich besonders gerne mag?
Bevorzuge ich bestimmte Farben und Formen und wenn ja, wo finde ich diese in der Natur?
Mag ich es, inmitten von Bäumen zu sein, ist mir ein freier Blick wichtig oder bin ich am liebsten ganz erhaben und schaue auf die gesamte mich umgebende Landschaft?
An welchen Orten bin ich als Kind gerne gewesen und was daran hat mich fasziniert?
Zieht es mich in die Berge oder mag ich das flache Land?
Mag ich viele Pflanzen um mich herum oder liebe ich es, an einem Gewässer zu sein?
Davon ausgehend oder auch ganz intuitiv ist es möglich, sich auf den Weg zu machen und dabei überraschen zu lassen. Was spricht mich an, wenn ich unterwegs bin? Überrascht mich möglicherweise ein Ort, eine Stelle, die ich mir vorher gar nicht vorstellen konnte als Kraftort? Was ist es, das meine Aufmerksamkeit zieht oder ein wohliges Gefühl in mir auslöst?
Sobald ich meinen Ort gefunden habe, lasse ich ihn ganz auf mich wirken. Ich kann dann alles notieren, was mir wichtig ist, was mir auffällt, welche Erkenntnisse ich bekommen habe und was mich vielleicht sogar überrascht hat. Es ist auch möglich, sich ein Bild des Kraftortes zu zeichnen und diesen somit mit nach Hause zu nehmen.
Um im Alltag immer wieder die Kraft des Ortes zu spüren, ist es möglich, mithilfe einer bestimmten Körperhaltung oder Handbewegung, einem Satz/einer Affirmation, einer Musik oder durch ganz konkrete Rituale (beim morgendlichen Öffnen des Fensters, beim Meditieren, beim Teetrinken, …) in Kontakt mit diesem zu kommen. Natürlich kann ich meinen Kraftort auch immer wieder besuchen, gedanklich oder ganz persönlich, vielleicht an unterschiedlichen Zeiten im Jahr? Jedes Mal komme ich dann mit der Kraft des Ortes und meiner persönlichen Kraft in Kontakt, kann auftanken und mich daran orientieren.